“In this culture we call materialistic today we are of course bent on the total destruction of material and its conversion into junk and poisonous gases. This is not a materialistic culture. Because it has no respect for material. And respect is in turn based on wonder. On feeling the marvel of just an ordinary pebble in your fingers.” – Alan Watts
Die Bildenden Künste und Yoga zeugen gleichermassen vom Bedürfnis des Menschen, sich intensiv mit dem Material, den Bausteinen unserer Welt auseinanderzusetzen, und zwar vom Grobstofflichen bis zum Subtilen. Im Yoga passiert dies zuallererst über den eigenen Körper, in dem erfahrbar die gleichen Gesetzmäßigkeiten gelten wie überall in der Natur. Diese Gesetzmäßigkeiten werden beobachtet und untersucht und durch bestimmte Techniken durchaus manipuliert (Dosha- und Elementelehre des Ayurveda).
Eine Quelle für unser Wissen über Yoga und Ayurveda sind die Veden und Upanishaden. Diese beschreiben die Natur mit all ihren Aspekten, beinhalten unter anderem Astronomie und Astrologie, Mathematik und Metaphysik. Gleichzeitig laden sie zum intensiven Selbststudium ein und nehmen das vorweg, was wir heute Psychologie nennen. Denn das Selbst steht in der vedischen Vorstellung im Gegensatz zu unserem „westlichen“, „modernen“ Menschenbild immer im kosmischen Zusammenhang. Die Weisheit der Veden ist eine Wissenschaft des Bewusstseins. Der Blick ins All oder durchs Mikroskop schließt immer den Blick nach Innen mit ein.
“With chemical elements forged over 14 billion years in the fires of high-mass stars that exploded into space, and with these elements enriching subsequent generations of stars with carbon, oxygen, nitrogen and other basic ingredients of life itself, we are not just figuratively but literally made of stardust.” Neil deGrasse Tyson
Wir sind also schon über unsere Materialität buchstäblich mit Allem verbunden. Es gibt viele Möglichkeiten, diese Verbundenheit zu erleben, z.B. in der Natur, durch die Künste oder eben durch Yoga (Yoga bedeutet “Einheit”.).
Jede Form ist die Verkörperung ihres Inhalts, jede Form ist beseelt von dem, was sie ausdrückt. Das ist für mich als Künstlerin selbstverständlich und prägt seit jeher meinen Blick auf die Welt. Form und Inhalt stehen in Wechselwirkung zueinander. Verändere ich die Form, so wandelt sich auch der Inhalt. Ob es ein Bild ist, das ich male, eine bestimmte Alltagshandlung oder selbst ein Knochen im Körper: nichts auf dieser Welt ist unveränderlich. Diese Erkenntnis wird durch kontinuierliches Yoga Üben am eigenen Leib erlebt. Yoga ist deshalb so kraftvoll, weil ich über die Form (Körper) den Inhalt (Bewusstsein) verändere. Yoga ist also vor allem Geistesschulung, die von festgefahrenen Mustern befreit, und klares Sehen und wahre Unterscheidungskraft lehrt. Genau wie (gute) Kunst, kultiviert Yoga einen stets hinterfragenden, neugierig-staunenden Geist, der sich spielerisch auf die Suche nach dem “Wahren, Guten, Schönen” begibt.